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VERMÖGENSALLOKATION

IDENTIFIKATION NEUER TRENDS IM GLOBALEN ANLAGEUNIVERSUM

Von Olivier van Haute,
Fund Manager Global Balanced bei DPAM

Sehen Sie sich die Expertenkonferenz an:

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Gegen Ende des Jahres 2021 befindet sich die Welt nach wie vor im Bann von COVID. Sie hat die lange prophezeite „Rückkehr zur Normalität“ noch nicht erreicht. Wie schon 2020 musste sich die Finanzwelt auch in diesem Jahr auf einen holprigen Weg einstellen: Die Märkte tendierten stetig nach oben, aber die Anleger mussten mit einem hohen Maß an Volatilität zurechtkommen. Doch trotz der Schlagzeilen, die von neuen COVID-Varianten über steigende Inflation bis hin zu Lieferkettenengpässen reichen, verzeichnen die Märkte weiterhin eine gute Entwicklung.

Wie geht es weiter? Wird das Jahr 2022 Anlegern eine kleine Verschnaufpause gönnen und etwas Luft verschaffen, um ihre Portfolios zu ordnen? Wie können wir neue Trends erkennen und Investitionen danach ausrichten? Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Anlageklassen und diskutieren wir die Aussichten und Stolpersteine des Jahres 2022.

INFLATION: WENIGER VORÜBERGEHEND, ABER ÜBERSCHAUBAR

Der Anstieg der Inflation überrascht weiterhin und sorgt für Unruhe an den Anleihemärkten. Zwar könnten auch die kommenden Meldungen zur Inflationsrate unverändert hoch und unbeständig ausfallen, doch gibt es gute Gründe dafür, dass die Teuerung in den kommenden zwölf Monaten rückläufig sein wird. Da es Anzeichen dafür gibt, dass die aktuellen Probleme in der Lieferkette allmählich ihren Höhepunkt erreicht haben und die Rohstoffmärkte die höheren Energiekosten neu bewerten, wird der Inflationsdruck im Laufe des Jahres 2022 nachlassen. Hinzu kommen Basiseffekte, die das Potenzial einer deutlichen und anhaltenden Überschreitung der Ziele der Zentralbanken begrenzen werden. Dennoch ist Wachsamkeit angesagt, denn wir können nicht vollständig ausschließen, dass wir noch länger mit einer höheren Inflation zu kämpfen haben werden. Die Inflation gewinnt zunehmend an Breite, was bedeutet, dass die Volatilität – mit Blick auf 2022 – immer noch hoch sein wird und es etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen könnte, bis sie wieder nachlässt.

AKTIEN: DENKEN SIE NICHT KURZFRISTIG, KONZENTRIEREN SIE SICH AUF DAS ERTRAGSPOTENZIAL

Bei Aktien sind mit Blick auf die Unternehmenskommunikation Engpässe in der Lieferkette keine Seltenheit mehr: Probleme in der Halbleiterproduktion haben mehrere Sektoren lahmgelegt, und Transportschwierigkeiten halten Unternehmen auf der ganzen Welt im Würgegriff. Zu allem Überfluss sorgen auch noch die Öl- und Gaspreise für einen teuren Winter. Niedrige Lagerbestände und heikle Beziehungen zu russischen Lieferanten verunsichern die Märkte zusätzlich. Dieser Gegendruck wirkt sich zu Beginn des neuen Jahres auf das Risiko-Ertrags-Verhältnis von Aktien aus. In den ersten Monaten des Jahres 2022 dürfte mit einigen kurzfristigen Turbulenzen zu rechnen sein.

Dennoch sollten diese trüben Aussichten den rationalen Anleger nicht abschrecken. Tatsächlich sind die mittelfristigen Aussichten sehr viel besser, da die zugrunde liegenden Fundamentaldaten viel Anlass zu anhaltendem Optimismus bieten. Überschüssige Ersparnisse werden voraussichtlich den Konsum ankurbeln, die Investitionstätigkeit der Unternehmen dürfte anziehen, und die Auswirkungen der Konjunkturpakete werden erst noch voll zum Tragen kommen. Die Zentralbanken werden weiterhin streng darauf achten, dass es zu keinen vorzeitigen oder aggressiven Straffungen ihrer Geldpolitik kommt. Die Anleger begrüßen eine einfache Rückkehr zu normalen Leitzinsen, was keine ausgeprägte Korrektur an den Aktienmärkten zur Folge haben dürfte.

Insbesondere die europäischen Märkte bieten für die kommenden Monate günstige Voraussetzungen für Wachstum. Im Gegensatz zu ihren amerikanischen Pendants befinden sich europäische Aktien noch in der Mitte des Zyklus und sind relativ günstig. Zudem profitiert Europa am stärksten von der Einführung von Impfstoffen und von der anhaltend expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Aber auch amerikanische Aktien sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Gegen die Vielzahl innovativer und bahnbrechender Unternehmen auf diesem Markt und die fiskalischen Konjunkturmaßnahmen der Regierung zu wetten, erscheint unklug. Hingegen sind wir mit Blick auf die asiatischen Schwellenländer und insbesondere China vorsichtig. China hat momentan mit einer Konjunkturabkühlung, potenziellen Liquiditätsproblemen im Immobiliensektor und der strengen staatlichen Regulierungsaufsicht, die einige seiner größten Unternehmen betrifft, zu kämpfen. Dieses Bündel von Risiken sorgt für große Unsicherheit und niedrigere Bewertungen. Bis wir mehr Klarheit über die Absichten der chinesischen Politik haben, bleiben wir vorsichtig.

Soweit es den Investmentstil betrifft, so hat uns das Jahr 2021 von Value bis zur Rallye alle Zutaten geliefert. Doch bislang hat die Investmentstil-Performance erneut unterdurchschnittlich abgeschnitten. Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung und des Inflationsumfelds könnte dies bis ins Jahr 2022 hinein zu weiteren, kurzlebigen Stilrotationen führen. Zyklische Werte dürften sich weiterhin besser entwickeln als defensive Werte, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie im ersten Halbjahr 2021. Small Caps werden wohl auch 2022 stärker von den wirtschaftlichen Bedingungen profitieren als Large Caps.

FIXED INCOME: EIN ATTRAKTIVER DIVERSIFIKATIONSFAKTOR

Werfen wir abschließend einen Blick auf Anleihen. Bei Staatsanleihen ist das Zinssteigerungsrisiko unserer Meinung nach nicht so hoch. Die Zentralbanken werden wohl weiterhin einen expansiven geldpolitischen Kurs verfolgen. Wir gehen von keinen aggressiven Zinserhöhungen aus, um dem jüngsten Inflationsschub entgegenzuwirken, so dass das Risiko des Zinsanstiegs begrenzt ist. Möglicherweise steigen die Inflationserwartungen noch weiter, aber es ist bereits viel eingepreist.

Wir sind positiv eingestellt, was die europäischen Peripherieländer betrifft, bleiben aber vorsichtig im Hinblick auf die Kernländer (z. B. Deutschland, Frankreich, Niederlande). Daher erhöhen wir innerhalb Europas die Rendite, halten aber an einem vorsichtigen Durationsprofil in den Kernländern fest. Soweit es US-Staatsanleihen betrifft, sind wir untergewichtet. Allerdings wurde hier Value geschaffen, da bereits fast fünf Zinsschritte eingepreist sind. Die USA werden wieder interessant, obwohl wir erst einmal Klarheit über den geldpolitischen Kurs der FED haben möchten, bevor wir uns hier voll engagieren.

Im Segment Schwellenländeranleihen sehen wir einige interessante Anlagechancen. Unsere firmeninternen Analysten gehen davon aus, dass die realen Leitzinsen ab 2022 ins Positive drehen werden, was die Devisenmärkte der Schwellenländer stabilisieren und 2022 einige potenzielle Chancen eröffnen dürfte. Darüber hinaus erscheinen uns chinesische Staatsanleihen attraktiv, während wir bei chinesischen Aktien weiterhin vorsichtig sind. Angesichts des makroökonomischen Gesamtszenarios scheint eine Straffung der Geldpolitik vom Tisch zu sein, was die aktuelle Rendite sehr attraktiv macht und sie neigt dazu, nach unten zu tendieren.

Bei Unternehmensanleihen sind wir eher neutral eingestellt. Eine Verengung der Spreads über das derzeitige Niveau hinaus ist unwahrscheinlich, aber eine starke Ausweitung sehen wir auch nicht. Das geringere Angebot wird die Anlageklasse stützen und macht sie zu einem idealen Grundstock und Diversifikator für ein Multi-Asset-Portfolio. Die Kommunikation der EZB wird von entscheidender Bedeutung sein, da wir mehr Klarheit darüber benötigen, wie (vorrangige) Investment-Grade-Anleihen weiter in das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten einbezogen werden sollen.

FAZIT

Auch mit Blick auf 2022 halten wir an unserer Präferenz für Aktien fest. Trotz höherer Bewertungen dürfte die Anlageklasse der wichtigste Performancetreiber bleiben. Auch in 2022 werden wir unsere Ausgewogenheit in Bezug auf die Anlagestile nicht aufgeben, da die von Schlagzeilen geprägten Märkte schnell und heftig umschlagen können. Aber Geduld zahlt sich aus: Anleger werden im Laufe des Jahres mit Gewinnen rechnen können. Festverzinsliche Anlagen sind nach wie vor ein Diversifikator, aber man muss gezielt investieren. Wir wenden uns neuen Anlagemöglichkeiten zu: chinesische Anleihen zur Diversifizierung, Schwellenländer und Peripherieländer, um Erträge zu erzielen, während wir US-Staatsanleihen zur Absicherung gegen Risiken halten.

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