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DENKANSTÖßE: DIVERSIFIZIERUNG ÜBER DIE GESAMTE WERTSCHÖPFUNGSKETTE DER AGRAR- UND NAHRUNGSMITTELINDUSTRIE

Von Ignace De Coense,
Equity Fund Manager

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Der Anstieg der Volatilität und die Marktturbulenzen betreffen alle Anlageklassen. In diesem Umfeld können können Investitionen in die Wertschöpfungskette der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft zu mehr Diversifikation beitragen. Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die Schlüsselfaktoren werfen, die dieses sehr überzeugende Anlagethema ausmachen und definieren.

EIN SCHRITT WEG VOM TRADITIONELLEN WIRTSCHAFTSKREISLAUF

Der Agrar-Nahrungsmittel-Zyklus unterscheidet sich deutlich von einem herkömmlichen Wirtschaftszyklus. Die Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel sind von Natur aus weniger volatil: Die Menschen werden immer essen, unabhängig von den Gegebenheiten. Dies verschafft dem Agrar- und Nahrungsmittelsektor im Allgemeinen einen defensiven Charakter, da die Märkte zu Recht davon ausgehen können, dass die weltweite Nahrungsmittelnachfrage weiterhin zunehmen und sich im Einklang mit der Gesamtbevölkerung entwickeln wird. Zwar kann sich der Druck auf das Einkommen auf die Art und Weise auswirken, wie Menschen konsumieren oder was sie konsumieren. Aber selbst, wenn die Verbraucher weniger Markenartikel kaufen oder ihren Fleischkonsum verringern, wird dies die Gesamtnachfrage in diesem Sektor nicht wesentlich verändern.

Wir müssen jedoch klar zwischen Industrie- und Schwellenländern, die sich generell in verschiedene Richtungen entwickelt haben, unterscheiden:

In den Industrieländern hat sich das Bewusstsein der Verbraucher deutlich gewandelt. Die Menschen haben ein steigendes Bewusstsein für die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt entwickelt. Überdies achten westliche Verbraucher inzwischen auf die positive gesundheitliche Wirkung (oder die Risiken) der Nahrungsmittel, die sie zu sich nehmen. Schließlich werden auch die Herkunft und die Erzeugung bestimmter Nahrungsmittel immer genauer unter die Lupe genommen. Wir haben in der gesamten Branche weitreichende Veränderungen festgestellt, zum Beispiel einen Anstieg des Lachskonsums (der im Vergleich zu Fleisch als gesünder gilt), aber auch einen Unterschied in der Art der Lachsaufzucht. Früher bestand das Lachsfutter größtenteils aus kleineren Fischen, inzwischen sind die meisten Erzeuger zu pflanzlichen Ersatzstoffen übergegangen. Die Industrieländer geben sich nicht mehr mit der bloßen Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln zufrieden. Sie konzentrieren sich nun auf die gesamte Wertschöpfungskette und bevorzugen gesunde und qualitativ hochwertige Produkte mit begrenzten Auswirkungen auf die Umwelt. Auch wenn das reine Mengenwachstum in den entwickelten Märkten eher begrenzt ist, sehen wir eine klare Tendenz zur Qualitätssteigerung und Innovation.

Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die Schwellenländer immer noch sehr auf die allgemeine Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln. Aufgrund der ungleichen Nahrungsmittelversorgung hat ein großer Teil der Menschheit immer noch Schwierigkeiten, (ausreichend) Nahrung zu erhalten. Sobald Menschen mehr Einkommen zur Verfügung steht, kaufen sie als erstes mehr Nahrungsmittel und geben mehr Geld für bessere Qualität aus. Da immer mehr Menschen in den Schwellenländern in die Mittelschicht aufsteigen, sehen wir einen klaren Trend zu höherpreisigen Nahrungsmitteln. Dies erklärt, warum die weltweite Fleischproduktion immer noch ansteigt, obwohl in den westlichen Ländern eine Abkehr von fleischhaltigen Produkten begonnen hat. In dem Maße, wie das persönliche Einkommen im Laufe der Zeit weiter steigt, werden wohl auch die Pro-Kopf-Ausgaben für Nahrungsmittel zunehmen.

AUSWEITUNG DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE

Thematische Investments können ein wertvolles Instrument für Anleger sein, die von langfristigen strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft profitieren wollen. Solche Investments ermöglichen es den Marktteilnehmern, sich auf ein bestimmtes Thema zu fokussieren, das aus ihrer Sicht in Zukunft ein erhebliches Wachstum verzeichnen wird.

Zudem ist festzuhalten, dass das Thema „Agrarnahrungsmittel“ eine vernünftige interne Diversifizierung gestattet. Es handelt sich um ein breit gefächertes Thema, das eine Vielzahl von Branchen und Sektoren abdeckt. Vereinfacht kann man die Wertschöpfungskette der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft in drei große Segmente unterteilen. Zunächst bezieht sich das vorgelagerte oder ‚Upstream‘-Segment im Wesentlichen auf die grundlegenden Elemente und Bausteine der Wertschöpfungskette. Dazu gehört alles, was mit dem Anbau, der Aufzucht und der Ernte von landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen zu tun hat. Die Unternehmen in diesem Bereich konzentrieren sich unter anderem auf Grundbesitz, Ausrüstung und Düngemittel. Das mittlere oder ‚Midstream‘-Segment umfasst den Transport, die Verarbeitung und die Logistik. In diesem Bereich fungieren B2B-Unternehmen meist als Zwischenhändler, um die Prozesse zwischen dem Anbau und dem Verkauf der Produkte abzudecken. Das nachgelagerte oder ‚Downstream‘-Segment ist der letzte Abschnitt in der Wertschöpfungskette und umfasst Konsumgüter, den Vertrieb an den Verbraucher, den Einzelhandel, die Verpackungsindustrie und Unternehmen, die Inhaltsstoffe herstellen. Unternehmen können in mehreren Segmenten gleichzeitig tätig sein oder sich nur auf ein einziges Segment spezialisieren.

Cheese value chain (Upstream – Midstream – Downstream)

Quelle: DPAM, 2022

Da die Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft ein komplexes Geflecht miteinander verbundener (aber sehr unterschiedlicher) Unternehmen ist, bietet sie Anlegern eine große Vielfalt und einen großen Handlungsspielraum: Indem sie die gesamte Wertschöpfungskette der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie in den Blick nehmen, erhalten Anleger die Möglichkeit, sich auf die Aspekte zu konzentrieren, die durch die aktuellen Marktbedingungen begünstigt werden. So hat der derzeitige inflationäre und geopolitische Druck zu einem Preisanstieg bei Rohstoffen geführt. Von dieser Entwicklung profitieren in der Regel die Landwirte, die ihr höheres verfügbares Einkommen wahrscheinlich dazu nutzen werden, um in ihre Betriebe zu investieren, indem sie bessere Ausrüstung, Saatgut und Düngemittel kaufen.

SPITZENTECHNOLOGIE IN EINER JAHRHUNDERTEALTEN BRANCHE

Während die Grundlagen des Agrar- und Nahrungsmittelsektors im Laufe der Geschichte weitgehend unverändert geblieben sind (d. h. der Anbau von Nahrungsmitteln und deren Lieferung an den Verbraucher), ist die Arbeitsweise der Branche einem ständigen Wandel unterworfen. Das aktuelle Streben nach Nachhaltigkeit hat im vergangenen Jahrzehnt zu einigen besonders spannenden Entwicklungen geführt, die durch die jüngsten technologischen Innovationen ausgelöst wurden. Neben dem fortschreitenden Klimawandel muss die Welt den Nahrungsmittelbedarf einer ständig wachsenden Bevölkerung mit begrenzten Ressourcen decken. Es verwundert deshalb kaum, dass Technologie und Innovation in dieser Branche eine so wichtige Rolle spielen.

Ein Beispiel für eine spannende Innovation in diesem Sektor ist die „Präzisionslandwirtschaft“ . Diese neue Technologie ermöglicht es den Landwirten, dank des Einsatzes von GPS-Technologien bei der Aussaat, Bewässerung und Düngung präziser vorzugehen. Dies führt zu einem geringeren Wasser- und Düngemitteleinsatz und zu weniger Bodenerosion. In diesem Zusammenhang hat der Maschinenhersteller John Deere vor kurzem eine Technologie namens „See & Spray“ entwickelt, bei der Unkraut mit Hilfe von computergesteuerter Bildverarbeitung und maschinellem Lernen anvisiert und nur die Menge an Herbiziden ausgebracht wird, die für ein optimales Pflanzenwachstum erforderlich ist.

Bei diesem defensiven Thema ist mit einer dem Bevölkerungswachstum entsprechenden anhaltenden Nachfrage zu rechnen. Außerdem deckt es ein breites Spektrum an verschiedenen Unternehmen, Branchen und Sektoren ab. Uns überzeugt ein diversifizierter Ansatz über die gesamte Wertschöpfungskette der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft mit Schwerpunkt auf Innovation und wichtigen Wachstumsthemen.

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