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HIGH YIELD ANLEIHEN. SIND WIR SCHON DA?

Von Bernard Lalière,
Head of Credit

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Mit Kindern stundenlang im Auto zu sitzen, ist für Eltern, die im Sommer verreisen, keine ungewöhnliche Situation. Das kann eine nervenaufreibende Fahrt sein, vor allem, wenn die Kinder fragen: „Sind wir schon da”?

Heutzutage ist es mit den vorhandenen Hilfsmitteln ein Leichtes, die Reisezeit abzuschätzen und sich über die Baustellen zu informieren, auf die man stoßen wird. Doch dennoch überwiegt die Ungeduld, und die Frage kommt immer wieder auf.

Es gibt keine eindeutigen Antworten auf diese Frage. Die Reise zum Ziel kann holprig sein, mit einer Reihe von unvorhersehbaren Ereignissen, die sich auf die Reisezeit und -dauer auswirken können. Anleger stellen sich heute ähnliche Fragen: Ist es schon soweit? Soll ich jetzt investieren?

Vor einem Jahr begannen sich die Kreditspreads sowohl an den Investment-Grade- als auch an den High-Yield-Märkten auszuweiten. Am 17. September 2021 lag der Spread für den Bloomberg Barclays Corporate Average bei 83 Basispunkten, während der Spread im Bloomberg Barclays High Yield für non-financials bei 269 Basispunkten lag. Was auf den ersten Blick wie eine überfällige Korrektur in einem angespannten Markt aussah, erweist sich nun als eine ernsthafte Korrektur mit Spreads, die mehr als doppelt so hoch sind wie der engste Stand vom 17. September 2021.

Sind wir schon da, wenn die Spreads für europäische Investment-Grade-Anleihen bei 221 Basispunkten und die für Hochzinsanleihen bei 606 Basispunkten liegen?

Wie beim Autofahren sind auch Investitionen in Anleihen nicht ohne Risiko. Das Ausfallrisiko kommt einem zuerst in den Sinn, wenn man über Unternehmensanleihen spricht. Das höchste Risko verzeichnen Hochzinsanleihen. Eine Analyse dieses Marktsegments erlaubt uns die derzeit erwartete Ausfallquote genau einzuschätzen. Bei einer Rückzahlungsquote von 40 % rechnet der Markt derzeit mit 36,77 % Ausfällen in den nächsten fünf Jahren. Der schlimmste Zeitraum für Ausfälle bei europäischen Hochzinsanleihen war während des Platzens der Internetblase. In diesem Zeitraum erreichte die kumulierte Ausfallquote 30 %. Wenn man jedoch von einer normalen Rezession ausgeht, liegt die Ausfallquote bei etwa 15 %.

Neben dem Ausfallrisiko gibt es noch andere Risiken, wie das Bonitätsrisiko und das Liquiditätsrisiko, die eine erhöhte Vergütung der Anleger, eine Marktrisikoprämie rechtfertigen. Im Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre lag diese Marktrisikoprämie für Hochzinsanleihen bei 290 Basispunkten. Wenn der Markt im nächsten Jahr eine Ausfallquote von 2,5 % aufweist, beträgt der aktuelle Puffer 429 Basispunkte.

Investieren ist eine Reise durch eine unsichere Welt, aber so wie der Autofahrer nicht stehen bleiben kann, kann auch der Anleger nicht ewig an der Seitenlinie stehen. In einem unsicheren Umfeld ist Vorsicht geboten. Das richtige Gleichgewicht zwischen Risiko und Ertrag zu finden, war noch nie so aktuell wie heute.

In diesem Jahr haben erhebliche Zinsänderungen zu einem Anstieg der Volatilität bei Anleihen geführt. Im vergangenen Jahr wurde der Leitzins nach oben korrigiert In den USA liegt der erwartete finale Leitzins derzeit bei 5 %, vor 3 Monaten lag er noch 1,5 % darunter. Sind wir schon da?

Kurzfristige Anlagestrategien sind weniger volatil. Die Kombination aus kurzer Duration und einem angemessenen Carry macht Hochzinsstrategien mit kurzer Duration zu einer attraktiven Lösung für ein optimales Gleichgewicht zwischen Risiko und Ertrag. Diese Anlageklasse war aufgrund der geringeren Duration und der besseren Qualität der zugrunde liegenden Anleihen schon immer weniger volatil als traditionelle Hochzinsstrategien.

Aufgrund des Rezessionsrisikos in Europa werden die Ausfallraten zwangsläufig ansteigen. Anders als viele denken, wird der Großteil der ausfallenden Unternehmen nicht unter den Emittenten zu finden sein, die sich in Kürze refinanzieren werden. Auf den Märkten für hochverzinsliche Anleihen treten die meisten Ausfälle in den ersten drei Jahren nach erstmaliger Emission durch den Emittenten auf. Nicht das Refinanzierungsrisiko ist die Hauptursache für Ausfälle, sondern die Unfähigkeit zur Zahlung der Kupons. Neu emittierte Anleihen sind genau der Bereich, in dem die Strategie nicht zum Tragen kommt. Durch die Konzentration auf Anleihen, die eine Restlaufzeit von höchstens vier Jahren haben und bereits vor einigen Jahren begeben wurden, wird das Ausfallrisiko drastisch reduziert.

Marketing-Kommunikation. Eine Investition ist mit Risiken verbunden. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.

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