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CIO’S VIEW

Qualitätsunternehmen und langfristige Überzeugung in Zeiten der Volatilität

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Von Alexander Roose, Head of International and Sustainable Equity bei DPAM

Erneute handelspolitische Spannungen seit Anfang August zwischen den USA und China haben dazu geführt, dass der S&P 500 von seinem Allzeithoch leicht nachgegeben hat. Derweil ist der Eurostoxx-Bankenindex auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren gefallen.

Quelle: Factset, 31/08/1991-20/08/2019

Die Eskalation der Handelskonflikte ließ am Markt die Befürchtung aufkommen, dass eine Rezession in den USA unmittelbar bevorsteht. Die 2 versus 10 Jahre-Renditekurve invertierte, und auch der Angstindikator Gold stieg auf über 1.500 US-Dollar je Feinunze. Seinen Höchststand von 1.920 US-Dollar (September 2011) konnte das Edelmetall jedoch noch nicht wieder erreichen. Angesichts der Dauer der aktuellen Hausse und der immer wiederkehrenden ungewissen Aussichten für den Handel sowie der durch Trump induzierten schwankenden Stimmungslage erscheinen diese Sorgen durchaus angebracht. Wir plädieren dafür, Kurs zu halten und auf Fundamentaldaten zu bauen, anstatt auf Angst und Emotionen.

Nicht nur aus historischer Sicht ist die Vorhersagekraft der inversen Renditekurve fragwürdig. Auch wird ihr Potenzial als Warnsignal für eine Rezession durch die lockere Geldpolitik, demographische Entwicklungen sowie negative Zinsen in allen wichtigen entwickelten Märkten – mit Ausnahme der USA – getrübt. So hat beispielsweise Australien seit 1992 keine Rezession mehr erlebt, obwohl es häufig über längere Zeiträume mit einer inversen Renditekurve konfrontiert war.

Aktuelle gesamtwirtschaftliche Daten aus China und den USA – insbesondere aus anderen Sektoren als dem verarbeitenden Gewerbe – deuten auf überschaubare Auswirkungen der Handelsspannungen hin. Den US-Verbrauchern geht es weiterhin gut, während die fiskalische Lockerung in China ebenfalls ausgleichend wirkt. Bei engen Preisspannen für Öl und niedrigen Hypothekenzinsen dürften die Verbraucher die Wirtschaft der Vereinigten Staaten weiterhin unterstützen. Das Einkommen der US-Privathaushalte ist das neunte Quartal in Folge gestiegen – ein guter Puffer für weiterhin steigende Konsumausgaben. Demgegenüber ist Deutschland aufgrund seiner stärkeren Verflechtung in kapitalintensiven Investitionsmärkten stärker von den Handelskonflikten betroffen und steht kurz vor einer Rezession.

In Europa bremsen politische Krisen weiterhin den Kapitalzufluss (aus dem Ausland) in die Aktienmärkte. Dem stehen marktfreundliche Personalentscheidungen bei der Europäischen Kommission und der EZB, die Arbeitsmarktreformen in Frankreich, geplante haushaltspolitische Impulse in Deutschland und nicht zuletzt das September-Meeting der EZB, auf dem eine weitere Lockerung der Geldpolitik bekannt gegeben werden wird, positiv gegenüber. Gleichzeitig sind die Bewertungen (mehr dazu in den folgenden Grafiken) und der Renditeabstand eine solide Unterstützung für Aktien.

Die Unternehmensergebnisse des zweiten Quartals waren relativ gut. Sie waren zwar durch ein langsameres Wachstumstempo geprägt, lagen jedoch über den abgesenkten Erwartungen – mit mehr positiven Überraschungen in den USA als in Europa. Ausgehend von einem turbulenten vierten Quartal 2018 haben die Multiplikator-Kennzahlen seit Jahresbeginn zwar deutlich zugelegt, bleiben aber akzeptabel, insbesondere unter der Annahme, dass die Zinsen für lange Zeit niedrig bleiben.
Mit Blick auf die im Vergleich mit der EU höheren Multiplikator-Kennzahlen in den USA sollte die unterschiedliche sektorale Zusammensetzung dieser Märkte berücksichtigt werden. Man muss kritisch hinterfragen, wo längerfristig Geld anlegt werden sollte, z. B. in europäischen Banken oder im Technologiesektor, der in den USA ein höheres Gewicht hat. Der Bewertungsabstand zwischen den Aktienmärkten der USA und der EU ist zum größten Teil, wenn nicht gar vollständig, auf die unterschiedliche Zusammensetzung der Branchen zurückzuführen.

Trotz der immer längeren Liste marktbezogener Bedenken verzichten wir auf (Panik-)Verkäufe und bleiben in den Märkten investiert. Zeiten der Volatilität sollten vielmehr genutzt werden, um langfristige Überzeugungen auszubauen (siehe Bild unten). Wir bevorzugen weiterhin Investments in Qualitätsunternehmen mit Wettbewerbsvorteilen, relativ geringer Verschuldung und über den gesamten Zyklus steigenden Umsätzen. Sie sind weniger anfällig für Störungen und idealerweise in der Lage, die so genannten Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu nutzen. Unter Berücksichtigung einer weiteren Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China – mit einer Beilegung zu einem späteren Zeitpunkt – geht unser Basisszenario von einem langsam wachsenden Umfeld aus, das von den Sektoren Konsumgüter und Dienstleistungen getragen wird.

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