CIO’S VIEW

Anleger sollten eine defensivere
Ausrichtung einnehmen und jede Chance nutzen

wit-pijl

Peter de Coensel, Chief Investment Officer Fixed Income und Portfoliomanager der Global Unconstrained Strategie, bei DPAM äußert sich zur Global Unconstrained Strategie und erklärt seine Einschätzung zu Beginn eines zweiten Quartals, das wahrscheinlich mit erhöhter Volatilität, rückläufiger Zentralbankunterstützung, neuen Wutanfällen von Präsident Trump und erneuter Unsicherheit über die geopolitische Lage verbunden sein wird.

Bereits Ende 2016 prognostizierten Sie, Herr de Coensel, eine Änderung der Volatilität und Geldpolitik in den Hauptmärkten und begannen, in Ihren globalen Anleihenportfolios die Gewichtung von Staatsanleihen schrittweise anzuheben.

Ihre Strategie beginnt sich auszuzahlen und auch die Märkte schließen sich langsam ihrer Einschätzung an. Ist eine defensive Strategie die einzig Richtige?

Überhöhte Erwartungen (und damit verbundene Wetten) einer niedrigen Volatilität, die hohe Fluktuation der wichtigsten Mitarbeiter im Weißen Haus und ein aufkeimender Handelskrieg zwischen den USA und China sorgten im ersten Quartal für erhebliche Turbulenzen an den Märkten. Deshalb wendeten sich viele Anleger sicheren Anlagen zu.

In der nachstehenden Grafik fällt auf, dass der geringe Anstieg des MOVE-Index (der die Volatilität der Anleihezinsen in den USA wiedergibt) Anfang 2018 von höheren Laufzeitprämien für G4-Staatsanleihenmärkten (USA, Großbritannien, EU und Japan) gefolgt wurde. Die violette Linie zeigt die Differenz zwischen 10- und 2-Jahres-Zinsen für die G4-Staatsanleihen, wobei die Kennzahl BIP-gewichtet ist. In den letzten Jahrzehnten fielen die Zeiten niedriger Volatilität der Anleihezinsen mit einer geringeren Zinsdifferenz und damit einer flacheren Kurve in den Industrieländern zusammen. Da die Zentralbanken nach und nach ihre nichtkonventionelle Lockerungspolitik zurückfahren, sollten die Phasen mit hoher Volatilität zunehmen. Deshalb haben wir uns auf eine künftig steiler verlaufende Kurve vorbereitet.

Höhere Volatilität = steilere Zinskurven

Quelle: Bloomberg, DPAM, 13.04.2018

Ende 2016 begannen wir das Gleichgewicht zwischen Staats- und Unternehmensanleihen zu verändern. Damals machten Staatsanleihen noch knapp 30 % des Fonds aus. Heute ist ihre Gewichtung stetig auf deutlich über 60 % gestiegen.

Gleichzeitig haben wir uns auf der Rating-Skala allmählich aufwärts bewegt. Die Allokation in Hochzinsanleihen (ausschließlich in Staatsanleihen aus Brasilien, Südafrika und Portugal) sowie in Unternehmensanleihen mit niedrigem Investment-Grade-Rating (BBB-) liegt hingegen bei weniger als 10 %. Knapp 40 % unserer Positionen gehören den Ratingklassen AAA bis A- an.

Wir verfolgen eine auf starken Überzeugungen basierende Relative-Value-Strategie. Deshalb gewährleisten wir ein hohes Maß an Sicherheit mit Kredit- und Zinsderivaten.

Wir beabsichtigen, diese drei defensiven Ebenen zukünftig beizubehalten oder sogar zu verstärken.

Gibt es überhaupt noch Anlagechancen? Sind die Anleger, die erst jetzt beginnen Risiko abzubauen zu spät dran?

Natürlich nicht. Die Anleger müssen jedoch vorsichtig vorgehen und mit den richtigen Analysetools gewappnet sein. Wir haben einige kurz-, mittel- und langfristige Interessenbereiche identifiziert. Wir können mit Europa und der Zinskonvergenz der Peripheriestaaten – Spanien, Italien und Portugal –mit Kernländern wie Frankreich und Deutschland beginnen. Dieses Thema ist seit einiger Zeit im Portfolio, und sein Potenzial bleibt erhalten. Peripherieanleihen bieten ein gutes Renditepotenzial, da die Finanzen dieser Länder sich festigen. Gleichzeitig scheinen führende regionale Politiker wie Kanzlerin Merkel und Präsident Macron auf der gleichen „Pro-Europa“-Seite zu stehen. Der Ratingstatus dieser Länder hat sich bereits verbessert und wird dies auch weiterhin tun. Dies dürfte zu engeren Spreads führen. Wir sind der Meinung, dass die Märkte dieses Potenzial derzeit unterschätzen.

Außerhalb des Kontinents investieren wir auch gerne in Staatsanleihen von Schwellenländern in lokaler Währung. Allerdings muss das Engagement in dieser Anlageklasse aufgrund der typischerweise höheren Volatilität moderat bleiben. Unser Interesse gilt Brasilien, Südafrika und seit Ende dieses Quartals auch Mexiko, hauptsächlich aufgrund der wirtschaftlichen Erholungsperspektiven unter inflationshemmenden Bedingungen.

Wie sieht es mit den Zinsaufschlägen im Anleihenbereich aus? Welche Prognosen haben Sie?

In diesem Bereich halten wir uns eher an die Blue Chips der einzelnen Branchen als an Small-Cap-Emittenten. Wir rechnen damit, dass die Fed in den USA ihren Normalisierungskurs fortsetzen wird. Daher konzentrieren wir uns bei Nicht-Finanzwerten, die durch höhere Zinssätze beeinträchtigt werden können, auf Anleihen mit einer mittleren Laufzeit (3 bis 7 Jahre). Am langen Ende bleiben wir bei vorrangigen Schuldtiteln von Banken, da diese im Laufe der Zeit üblicherweise von höheren Zinssätzen profitieren.

Wir gehen davon aus, dass die Emissionstätigkeit von Unternehmen in Europa im zweiten Quartal anhalten wird. Die Emittenten müssen daher höhere Prämien anbieten, um Investoren anzuziehen. Durch das steigende Angebot werden die Zinsaufschläge günstiger, und es entsteht ein Aufwärtsdruck auf die Spreads. Laut unserer Analyse bieten sich bei Versicherungsunternehmen Chancen mit Wertpotenzial.

In Europa nehmen wir gegenwärtig und voraussichtlich auch weiterhin zinsvariable Anleihen in das Portfolio auf. Ziel ist es, das Kapital der Anleger bestmöglich zu schützen und gleichzeitig von Zinsstraffungen zu profitieren. Die Nachfrage nach zinsvariablen Anleihen (und deren Wertpotenzial) sollte bis 2019 und darüber hinaus steigen.

Bedeutet das, dass Ihre Erwartungen einer allmählichen Normalisierung der Geldpolitik und einer steigenden Inflation unverändert bleiben?

Auf kurze Sicht wollen wir uns diesbezüglich nicht festlegen. In den nächsten zwei Jahren dürfte die Inflation in den USA jedoch steigen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass positive Überraschungen zu erwarten sind, aber das ist noch nicht eingepreist. Oft hört man den Rat: „Don’t fight the Fed“ und wir haben auch nicht die Absicht dazu. Wir erwarten 2018 in den USA insgesamt drei Zinsanhebungen – eine ist bereits erfolgt, zwei sollten noch folgen. In Europa bedeutet das Ende der quantitativen Lockerung in diesem Herbst eine indirekte Straffung. Unser Engagement in inflationsgebundenen Anleihen liegt somit bei rund 25 %: davon 15 % in US-TIPS und 10 % in spanischen und italienischen Anleihen. Ihr Potenzial wird freigesetzt, sobald die Inflationserwartungen anziehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Anleger zwar eine defensive Mauer errichten, sich aber nicht dahinter verschanzen sollten. Es gibt zahlreiche Chancen, die es zu nutzen gilt. Das sich derzeit ändernde Umfeld bedeutet lediglich, dass sich die Art der Chancen ändert, die die Anleger ergreifen können. Empfehlenswert sind auf der einen Seite flexible Strategien wie unser Global Unconstrained oder Global High Yield Fonds sowie Strategien, die von steigenden Zinsen profitieren wie der DPAM L Liquidity EUR&FRN.

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