CIO’S VIEW

Aktienmärkte:
Nicht so schlecht wie befürchtet?

wit-pijl

Yves Ceelen, Head of Institutional Portfolio Management, erläutert seine Sicht auf die Aktienmärkte und die Schlüsselrolle des aktiven Asset Managements im aktuellen Umfeld.

Wie sind die Bewertungen von Aktien nach einem sehr guten Jahresauftakt einzuschätzen?

Aktien hatten in diesem Jahr bisher einen erstaunlichen Lauf, der von überverkauften Niveaus Ende Dezember ausging. Die Fundamentaldaten und die Erwartungen an die Gewinne pro Aktie haben sich jedoch weiter verschlechtert. Die Erholung basierte somit vollständig auf einer Neubewertung der niedrigen Kursniveaus. Es scheint, dass Aktien bereits die positiven Auswirkungen einer lockereren Notenbankpolitik in den USA und China und eine weitere Entspannung im Handelsstreit dieser beiden Länder einpreisen. Das schafft Raum für negative Überraschungen – vor allem, wenn sich das Wachstum nicht wie erwartet beschleunigt.

In den ersten beiden Monaten des Jahres gab es eine spürbare und weit verbreitete Herabstufung der Gewinnprognosen. Glauben Sie, dass dies so weitergeht und Anleger sich Sorgen machen sollten?

Die Gewinnerwartungen werden typischerweise zu Beginn eines neuen Jahres zu hoch angesetzt. In diesem Jahr kam es schnell zu einer Herabstufung der Gewinnprognosen – eine logische Konsequenz angesichts des Ausmaßes der globalen konjunkturellen Verlangsamung. Dies zeigt sich besonders beim Vergleich der Wachstumserwartungen für die Gewinne pro Aktie in den Jahren 2018 und 2019 (ohne Rohstoffe). Während die aktuellen Erwartungen bereits schon geringer sind, erscheinen die Erwartungen für das zweite Halbjahr 2019 für bestimmte zyklische Sektoren nach wie vor recht ambitioniert. Dafür wird eine deutliche Wiederbelebung des globalen Wachstums nötig sein. Das Gleiche gilt für 2020.

Wie sieht Ihre Renditeprognose für Aktien im Jahr 2019 aus?

Die kommenden Monate sollten Aktien ein günstiges Umfeld bieten. Auf der Seite der Fiskal- und Geldpolitik muss aber mehr getan werden, um diese Rallye am Laufen zu halten. Es könnte durchaus sein, dass wir für den Rest des Jahres gleichbleibende bis leicht rückläufige Bewertungen sehen werden.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019 nach Regionen

Quelle: Factset, Bloomberg, DPAM

Glauben Sie, dass das aktuelle Umfeld aktiven Stockpicking-Strategien mehr entgegenkommt als Benchmark orientierten Strategien?

Aktives Management sollte europäischen Aktien den Vorzug geben, um klassische ‚Value-Fallen‘ zu vermeiden, insbesondere in übergroßen und überregulierten Sektoren wie Finanzen, Versorgung und Telekommunikation. Auch bei Unternehmensanleihen ist ein aktives Management besonders wichtig, um gesunde Geschäftsmodelle und Bilanzen zu identifizieren, die eine früher oder später unvermeidliche Wachstumsverlangsamung aushalten können.

Welche Art von Aktien bzw. Unternehmen wären derzeit die richtige Wahl?

Sicherlich zählen Qualitätsunternehmen und wenig beachtete Mid Caps dazu – natürlich unter der Voraussetzung einer sorgfältigen Fundamentalanalyse. Innerhalb der defensiven Sektoren wirken die Fundamentaldaten in den Bereichen Basiskonsumgüter und Einzelhandel allerdings wenig inspirierend.

Was halten Sie für das größte Risiko im Jahr 2019?

Ein Anziehen der US-Inflation in dem Maße, dass sich die Fed gezwungen sieht, die Geldpolitik erneut zu straffen. Finanzierungen würden dadurch wieder teurer werden, und der US-Dollar könnte eine weitere Erholung erleben. Dies wiederum würde das globale Wachstum und risikoreiche Anlageklassen wie Aktien und Anleihen mit niedrigen Ratings belasten.

Video
Share

Your name

Your e-mail

Name receiver

E-mail address receiver

Your message

Send

Share

E-mail

Facebook

Twitter

Google+

LinkedIn