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Weltgipfel zum verantwortlichen Finanzwesen: Die Kernpunkte

Von Ophélie Mortier,
Responsible Investment Strategist bei DPAM

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Die jährliche „PRI in Person“-Konferenz zu den Prinzipien für verantwortliches Investieren fand am 8. September in Paris statt. Zu der dreitägigen Veranstaltung kamen über 1.800 Teilnehmer.

Angesichts der Bedeutung dieser Tagung kann man sie als den „Weltgipfel“ zu nachhaltigem und verantwortlichem Investieren bezeichnen. Denn die PRI haben über 2.300 Unterzeichner, was sowohl im Hinblick auf die Anzahl der Beteiligten als auch auf das verwaltete Vermögen beeindruckend ist. Hervorzuheben ist auch die große Vielfalt an vertretenen Nationalitäten. Zudem nahmen hochrangige Entscheidungsträger aus dem Finanzwesen wie auch Führungskräfte von Aufsichtsbehörden teil, darunter der Präsident der Europäischen Investitionsbank, der französische Wirtschaftsminister, oder Vertreter großer staatlicher Pensionsfonds wie ABP, PGGM (beide Niederlande), AP-fondsen (Schweden) oder des staatlichen japanischen Pensionsfonds.

Die Politik ist unweigerlich gefragt

Was kann man daraus lernen? Innerhalb dieser Gemeinschaft besteht Konsens über die Frage der Energiewende und der entscheidenden Rolle privater Investoren. Nun ist es an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen. Die Geschwindigkeit des Handelns privater Investoren bei der Bekämpfung des Klimanotstands ist von entscheidender Bedeutung, was dem Titel der Konferenz „In an age of urgent transition“ zusätzliche Bedeutung verleiht. Das Bewusstsein für die Klimaherausforderungen nimmt zu, und die derzeitige Dynamik macht ehrgeizigere und anspruchsvollere politische Maßnahmen immer wahrscheinlicher. Mangels Alternativen und angesichts der Bedeutung von Bereichen wie Landwirtschaft oder Biodiversität müssen wir uns schon bald auf Verschärfungen klimabezogener Vorschriften einstellen.

#InevitablePolicyResponse lautete einer der bedeutendsten Hashtags dieser drei Tage. Er wurde als erstes von der US-Finanzaufsicht SEC für amerikanische Unternehmen aufgegriffen und später von der Europäischen Kommission übernommen. Und auch die Europäische Investitionsbank nutzte diesen Hashtag, um die Notwendigkeit zu unterstreichen, Finanzierungen in Richtung nachhaltiger Investitionen zu lenken. Sie unterstrich auch die Gefahr, dass Anleger auf unverkäuflichen Anlagen, sogenannten „Stranded Assets“, sitzen bleiben könnten.

Diese unausweichliche Reaktion der Politik dürfte zu Änderungen an den derzeit geltenden Vorschriften führen. Dabei sollte statt der Frage „Welche Chance bietet die Realwirtschaft für jeden Einzelnen?“ die Frage gestellt werden „Was stellt jeder Einzelne für die Realwirtschaft dar?“. Dieser Paradigmenwechsel dürfte der Frage nach den Auswirkungen eines verantwortlichen Finanzwesens Nachdruck verleihen. Es besteht immer auch die Gefahr, dass im Hinblick auf nachhaltige und verantwortliche Strategien zu viel versprochen wird, wenn keine handfesten Belege für ihren positiven Beitrag zur Realwirtschaft vorliegen.

Auswirkungen messen

Eines der Hauptthemen der Konferenz lautete „The impact and reconnection with the real economy“ und unterstrich die Herausforderungen, die mit den Begriffen „Absichtserklärung“ und „Wirkungsmessung“ verbunden sind. In den Diskussionen herrschte schnell nahezu Einigkeit über die Komplexität dieser Themen, insbesondere über den Mangel an Daten für eine präzise Messung. Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) werden oft als Bezugsrahmen für die Einschätzung der nachhaltigen Wirkung verantwortlicher Investments angeführt. Doch auch hier ist Vorsicht bei der Interpretation von Zielen für nachhaltige Entwicklung und der unmittelbaren Verbindung des Kerngeschäfts eines Unternehmens mit einem bestimmten SDG geboten. Wir sollten uns davor hüten, eine negative Dynamik zu schaffen, wie Grünfärberei oder „SDG-Washing“, nur weil wir schnell vorankommen wollen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der Glaube an verantwortliches Investieren als vorübergehenden Trend als geschäftlicher Fehler erweisen kann. Der Trend ist strukturell und wird mit Unterstützung durch die Gesetzgebungs- und Aufsichtsbehörden weiter an Bedeutung gewinnen.

Zu glauben, dass dies eine neue Verkaufsmasche oder ein neuer Ansatz der Kundenwerbung ist, könnte sich ebenfalls als Wunschdenken erweisen. Die Anforderungen, die an nachhaltiges und verantwortliches Investieren gestellt werden, nehmen Tag für Tag zu.

Schließlich hat die Hartnäckigkeit der Redner auf dem „PRI in Person“-Gipfel gezeigt, dass sich die Bewegung und das Engagement in den vergangenen Jahren erheblich ausgeweitet haben. Sie sind zu einer leistungsfähigen Lobbying-Maschine geworden, und die wichtigsten Behörden in der Investmentwelt sind entschlossen, einen bedeutenden Wandel herbeizuführen. In dem Hashtag: #Inevitableoption!

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