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ARTIKEL

Cloud-Geschäftskommunikation:
Von Cumulus zu Cumulonimbus

Von Nathaniel Wejchert,
Buy-side Equity Analyst bei DPAM

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Zoom. Wenn jemand Ihnen gegenüber vor einem Jahr dieses Wort erwähnt hätte, wären Ihnen wahrscheinlich unterschiedliche Dinge in den Sinn gekommen. Heute steht das Wort jedenfalls für „in Verbindung bleiben“ während der Pandemie, in der persönliche Kontakte äußerst selten geworden sind. Diese neue Assoziation des Wortes lässt sich auf ein Unternehmen zurückführen, nämlich ‚Zoom Video Communications‘, das in Kalifornien ansässige Technologie-Start-up im Softwarebereich. Das Flaggschiff-Produkt des Unternehmens, die Video-App ‚Zoom Meetings‘, dessen Popularität nach dem Ausbruch von COVID-19 einen Höhenflug machte, wurde schnell zu einer tragenden Säule in Büros und Haushalten weltweit. Folglich explodierte der Aktienkurs von Zoom und legte 2020 um 396 % auf USD 337 zu. Währenddessen stieg der Quartalsumsatz des Unternehmens von 188 Millionen USD auf 777 Millionen USD. Im Vergleich hierzu legte der S&P 500 um 16 % zu, bei dessen IT-Titeln waren es 42 %. Für Zoom war es eindeutig ein Blockbuster-Jahr.

Doch spiegelt die jüngste Erfolgsstory von Zoom eine irrationale Überschwänglichkeit bei Technologieaktien wider, in einer Zeit, in der das Virtuelle plötzlich das Physische ersetzt hat? Oder deutet sie darauf hin, dass sich in der Welt der digitalen Geschäftskommunikation ein dauerhafter Wandel vollzieht? Wir bei DPAM tendieren zu Letzterem.

Aus der Vergangenheit in die Gegenwart: Die Entwicklung der Geschäftskommunikation

Bevor wir uns in die Besonderheiten moderner Unternehmenskommunikation über die Cloud vertiefen, ist es hilfreich, zurückzublicken und zu verstehen, wie sich die Geschäftskommunikation im vergangenen Jahrhundert entwickelt hat. In den 1960er Jahren erkannten Unternehmen, dass sie erhebliche Kosteneinsparungen erzielen konnten, wenn sie Teams von Telefonisten einstellten, um intern Anrufe zu vermitteln. Das war die Geburtsstunde der Nebenstellenanlage (PBX). Zu einer weiteren bedeutenden Innovation kam es in den 1970er Jahren mit der Entwicklung des Sprachdialogsystems (IVR), das die Anrufvermittlung veränderte, indem die Aufgabe des menschlichen Vermittlers automatisiert wurde. Hierdurch sanken die Kosten, und die Effizienz wurde drastisch gesteigert. In den 1980er und 1990er Jahren wurden PBX-Systeme zum Gemeingut und boten auch erste Zusatzfunktionen wie Rufweiterleitung. Gleichzeitig nahm das Konzept der vereinheitlichten Kommunikation (Unified Communications, UC) Form an, als verschiedene Technologien wie IVR, Sprachnachrichten und E-Mail allmählich miteinander verschmolzen. Das neue Jahrtausend brachte die Entwicklung des Protokolls für die Sprachkommunikation über das Internet (VoIP) mit sich, wodurch Skype letztendlich populär wurde. Einfach ausgedrückt bedeutet VoIP, dass Telefondienste über das Internet abgewickelt werden können. Als die Verlagerung auf IP-basierte Systeme Fahrt aufnahm, setzte sich die stärkere Integration von Funktionen fort, und es wurden neue Kommunikationskanäle wie Instant Messaging und Chats in das Paket von UC-Lösungen aufgenommen. In den vergangenen zehn Jahren hat Cloud-Computing schließlich an Bedeutung gewonnen. Es ermöglicht Unternehmen, ihre IT-Last auf Host-Server auszulagern, statt sie selbst in ihren eigenen Räumlichkeiten zu bewältigen. Dies verlieh UC mehr Bekanntheit, da sie Skalierbarkeit und Vielseitigkeit bot. Alles in allem hat sich die Geschäftskommunikation in nur wenigen Jahrzehnten grundlegend gewandelt.

Abbildung 1: Telefonisten in einer Nebenstellenanlage (PBX), die eingehende Rufe manuell mit dem gewünschten Gesprächspartner in Echtzeit vermittelten

Quelle: Creative Commons

Wunde Punkte in der Kommunikation und die Vorzüge der Cloud

Wenngleich Zoom international Schlagzeilen macht, ist es nur eines von mehreren Unternehmen, die Pionierarbeit bei der Veränderung der digitalen Kommunikation von Unternehmen leisten. RingCentral, Five9, Twilio, Vonage und NICE sind nur einige der börsennotierten disruptiven Unternehmen, die die Art der Kommunikation von Unternehmen – untereinander und mit ihren Kunden – voranbringen wollen, indem sie traditionelle Netzdienste mit den Möglichkeiten des Cloud-Computing vereinen. Obwohl keines von ihnen an das öffentliche Aufsehen oder die beeindruckende Rally der Zoom-Aktie herankommt, behaupten sich die meisten aus eigener Kraft außergewöhnlich gut, was zum Teil auf die Natur der Lösungen zurückzuführen ist, die sie ihren Kunden anbieten. Denn Kommunikationssysteme sind für die meisten Unternehmen mehr als nur eine Option, und schon kleinere Störungen bei der Informationsübertragung zwischen Parteien können zu ernsthaften Rufschädigungen, Kundenverlusten und letztendlich Umsatzeinbußen führen. Paketdienste nutzen beispielsweise oft digitale automatisierte SMS- und E-Mail-Mitteilungen, um ihre Kunden über den Versand oder die Zustellung ihrer Pakete an den jeweiligen Standorten zu informieren. Wenn solche Mitteilungen jedoch nicht rechtzeitig oder gar nicht versendet werden, versäumen Kunden es mitunter, ihre Pakete von der angegebenen Packstation abzuholen, bevor die Frist abläuft. Solche Fälle könnten dazu führen, dass Kunden sich bei ihren nächsten Lieferungen für einen anderen Paketdienst entscheiden. COVID-19 hat die Bedeutung von zuverlässigen Kommunikationssystemen noch stärker hervorgehoben. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die die Vielseitigkeit und Flexibilität bieten können, die in unserem heutigen globalen Umfeld gefordert sind.

In diesem Umfeld blüht Cloud-Computing auf und veranschaulicht die neuen Möglichkeiten und Vorteile, die die Durchdringung von Kommunikationssystemen mit Cloud-Computing-Software gegenüber herkömmlichen vor Ort installierten Systemen bringt. Zu den Vorteilen für Unternehmen gehören:

    • geringerer Ressourcenbedarf für die Verwaltung physischer IT-Hardware und -Infrastruktur;

    • mehr Flexibilität im Hinblick auf die Erhöhung oder Verringerung der Nutzerzahl nach Bedarf;

    • bessere Möglichkeiten der Integration und der gemeinsamen Datennutzung mit anderer Unternehmenssoftware;

    • häufigere Updates und kürzere Zeiten für die Implementierung.

 

Unter finanziellen Gesichtspunkten ermöglichen Cloud-Angebote Unternehmen, große einmalige Investitionen (die anschließend in der Bilanz abgeschrieben werden müssen) auf laufende Betriebsausgaben zu verlagern, die in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht werden, was für mehr Transparenz in der Rechnungslegung und operative Agilität sorgt. Vor allem dass im Vorfeld beim Cloud-Modell keine Kosten entstehen, hat den Zielmarkt von Endanwendern erweitert, da es Start-ups sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) die Möglichkeit eröffnet, Produkte zu nutzen, die für sie zuvor unerschwinglich waren. Durch die Nutzung bestimmter Cloud-Lösungen, die heute im Kommunikationsuniversum zur Verfügung stehen, können sich Unternehmen von Start-ups auf Mikroebene mit weniger als zehn Mitarbeitern zu internationalen Unternehmen mit Mitarbeiterzahlen von über 1000 entwickeln, während sie im Wesentlichen dieselbe erweiterbare Technologie nutzen. Bei älteren Bestandssystemen hätten solche Veränderungen zu logistischen Albträumen geführt – wenn man davon ausgeht, dass sie überhaupt möglich waren. So wie PBX- und IVR-Systeme nach ihrer Einführung zu vorteilhaften strukturellen Veränderungen führten, sind Cloud-Kommunikationssysteme der nächste Schritt bei der Kommunikation von Unternehmen und bringen zahlreiche Vorteile mit sich.

Das Trio der Cloud-Kommunikation: UCaaS, CCaaS und CPaaS

Das Cloud-basierte Kommunikationsuniversum ist facettenreich und bringt viele technologische Möglichkeiten mit sich, die sich in drei zentralen, sich überlappenden Unterkategorien zusammenfassen lassen: Unified Communications as a Service (UCaaS), Contact Center as a Service (CCaaS) und Communications Platform as a Service (CPaaS) . Die erste, UCaaS, kommt vorwiegend im B2B und in internen Büroumgebungen zum Einsatz und umfasst die Tools, die Büroangestellte nutzen, um untereinander zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Hierzu gehören Videoanrufe und -konferenzen, VoIP sowie Instant Messaging und Chat. UCaaS-Anbieter bündeln diese Tools in einem nahtlosen erweiterbaren Plattformangebot, das über alle Geräte der Benutzer zugänglich ist, und stellen sie als eine Dienstleistung über das Internet zur Verfügung („as a Service“, wie der letzte Teil der Abkürzungen „aaS“). CCaaS ist hingegen in der B2C/C2B-Welt der Contact-Center angesiedelt und stellt Tools für die Interaktion mit Kunden über die zunehmenden Kommunikationsmedien zur Verfügung, die das breite Publikum nutzt, um mit Unternehmen zu kommunizieren. Anders als das UCaaS-Angebot, das oft von Mitarbeitern innerhalb eines gesamten Unternehmens genutzt wird, ist CCaaS-Software speziell auf Mitarbeiter von Contact-Centers und Abteilungsleiter zugeschnitten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass UCaaS und CCaaS ähnliche Lösungen zur Verfügung stellen, aber für unterschiedliche Endanwender und Einsatzzwecke, für die die Software genutzt wird.

Abbildung 2: Übersicht über die bedeutendsten Anbieter auf dem Markt für Cloud-Kommunikation und die von ihnen angebotenen Funktionalitäten (Hinweis: blass dargestellte Logos stehen für nicht börsennotierte Unternehmen)

Quelle: DPAM

Die Verschmelzung von Cloud-Computing mit Telekommunikationsfunktionen hat ebenfalls ganz neue Kommunikationskanäle hervorgebracht, wie etwa CPaaS. CPaaS, auch als „programmierbare Cloud-Kommunikation“ bezeichnet, steht für native Cloud-Software, die Entwickler und weniger fachkundige Anwender gleichermaßen in die Lage versetzt, mühelos Kommunikationsfunktionen wie SMS und Videoanrufe in ihre Anwendungen und Websites zu integrieren. Wenngleich die CPaaS-Technologie den meisten unbekannt ist, wird sie oft von Menschen bei ihren alltäglichen Aktivitäten genutzt und bildet die Basis für einen großen Teil der nahtlosen digitalen Kundenerfahrungen, an die wir uns immer mehr gewöhnen. Wenn Sie ein Einmalpasswort oder die Mitteilung über die Änderung eines Fluges in letzter Minute per SMS erhalten, wenn Sie eine automatische E-Mail-Erinnerung für Arzttermine erhalten oder wenn Sie anonym Ihren Ride-Hailing-Fahrer über eine in die App integrierte Anruftechnologie anrufen, nutzen Sie unwissentlich die hinter den Kulissen stehende CPaaS-Technologie. Kurz gesagt sind UCaaS, CCaaS und CPaaS ein Trio von Funktionalitäten, die den Kern der Cloud-basierten Geschäftskommunikation bilden.

Einschätzung der Marktgröße

Wie ein großer Teil des Cloud-Computing-Universums ist auch Cloud-Geschäftskommunikation ein beträchtlicher und schnell wachsender Markt. Zusammen haben UCaaS, CCaaS und CPaaS nach Zahlen von IDC Marktchancen mit einem Volumen von 80 Milliarden USD bis 2022, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 22 % entspräche. Wenn Nebenmärkte mit berücksichtigt werden, könnten die Schätzungen noch höher liegen. IDC hat beispielsweise ermittelt, dass allein programmierbare Mitteilungsdienste – ein Teilmarkt von CPaaS – einen Zielmarkt von etwa 30 Milliarden USD ausmachen. Von diesen drei Universen bildet UCaaS zurzeit den größten Markt von etwa 30 Milliarden USD. Laut Prognosen soll er mit rund 18 % pro Jahr mittelfristig jedoch auch am langsamsten wachsen. Im Vergleich hierzu verzeichnet der CPaaS-Markt heute nur einen jährlichen Umsatz von 6 Milliarden USD, soll Prognosen zufolge aber in den kommenden Jahren mit einer beeindruckenden CAGR von 40 % wachsen, was von der stärker werdenden Dynamik von B2C/C2B und einer zunehmenden Verbreitung von über das Internet vernetzten Geräten getragen wird. Der CCaaS-Markt, der sowohl beim Volumen als auch bei den Wachstumsaussichten zwischen den beiden letztgenannten angesiedelt ist, weist zurzeit einen Umfang von etwa 5 Milliarden USD und ein prognostiziertes Wachstum von 20 % pro Jahr auf. Zum Vergleich: Der Markt für Customer-Relationship-Software (CRM), der von Salesforce, SAP, Oracle und ihresgleichen dominiert wird, wird bis 2022 voraussichtlich ein Volumen von rund 60 Milliarden USD und bis 2025 von fast 90 Milliarden USD erreichen, bei einer CAGR ab 2020 von 14 %.

Die beeindruckenden Wachstumsprognosen spiegeln die relativ geringe Marktdurchdringung von Cloud-basierten Kommunikationsprodukten in Unternehmen wider, was insbesondere für größere Unternehmen (d. h. mit über 1.000 Mitarbeitern) gilt, in denen die Modernisierung von Systemen ein komplexes und beängstigendes Unterfangen sein kann. Laut Bernstein Research waren Ende 2019 etwa 20 % der weltweiten IT-Lasten von Unternehmen auf öffentlichen Cloud-Infrastrukturen gehostet, und diese Zahl soll bis 2029 auf zwischen 50 % und 70 % steigen. Ebenso hat die Marktdurchdringung von Cloud-Kommunikation noch einen langen Weg bis zur Marktsättigung vor sich. An exakte Zahlen hierzu zu kommen, ist eine heikle Angelegenheit, aber nach einigen Schätzungen verzeichnet der Markt für Unified Communications heute eine Durchdringung durch die Cloud von nur 15 % bis 20 %, während man davon ausgeht, dass zurzeit nur etwa 8 % der weltweit 15 Millionen Contact-Center-Mitarbeiter ein CCaaS-Produkt statt eines am Kundenstandort angesiedelten verwenden. Folglich haben UCaaS, CCaaS und CPaaS äußerst vielversprechende Wachstumsaussichten.

Aktuelle Trends, die das Wettbewerbsumfeld bestimmen

Schnelles Wachstum erzeugt häufig ein gewisses Maß an Chaos in der Markdynamik. Die Welt der digitalen Kommunikation macht da keine Ausnahme. Wenngleich Unterscheidungen zwischen UCaaS, CCaaS und CPaaS bei der Definition von Kräften des Wettbewerbs hilfreich sein können, gibt es in der Praxis erhebliche Überschneidungen zwischen diesen Bereichen. Nimmt man neben unterschiedlichen Niveaus von Modularität und kundenspezifischer Anpassbarkeit noch die zunehmende Zahl ergänzender technologischer Funktionen hinzu, die in einige Lösungspakete integriert werden (wie künstliche Intelligenz, Roboterautomatisierung, Datenanalyse und mehr), kommt man zu einer sich ständig verschiebenden Definition dessen, was eigentlich eine UCaaS-, eine CCaaS- oder eine CPaaS-Lösung ausmacht. Einige Branchenbeobachter stellen sich die Frage, ob solche Kategorisierungen Bestand haben werden oder ob sie letztendlich zu einem einzigen allgemeineren Konzept der Cloud-Kommunikation verschmelzen. Letztere These wird von der zunehmenden Anzahl von Anbietern unterstützt, die beginnen, Lösungen über zwei oder drei Bereiche hinweg anzubieten (wie man Abbildung 2 entnehmen kann), um umfassendere Lösungspakete anzubieten und damit mehr Marktanteile zu gewinnen. In Zukunft sollte man sich angesichts der beiderseitigen Fokussierung auf gezielte Kommunikation und auf die Verbesserung des Kundenerlebnisses auf eine stärkere Annäherung von CPaaS und CCaaS einstellen. In Verbindung mit den oben erwähnten CRM-Lösungen könnte ihre Vereinigung zu einem ganzheitlicheren End-to-End-Service beim Management ganzer Customer Journeys führen – vom Erstkontakt über die längerfristige Kundenbindung bis hin zu Folgeprodukten oder -dienstleistungen.

Anbieter herkömmlicher Technik und große Akteure im Technologiesektor bringen zusätzliche Dynamik in den Subsektor ein, indem sie ihre eigenen Konkurrenzprodukte anbieten. Einige dieser Versuche, mit den nativen Cloud-Start-ups Schritt zu halten, sind gescheitert, etwa der von Avaya, sein eigenes UCaaS-Angebot einzuführen, bevor es zu einer kapitulierenden Partnerschaft mit RingCentral kam. Andere hingegen, wie Cisco mit seinem eigenen UCaaS-Produkt UCM Cloud, sind zu starken eigenständigen Herausforderern geworden. Für Unternehmen, die nicht bereit oder nicht in der Lage sind, intern eigene Lösungen zu entwickeln, sind Fusionen und Akquisitionen eine weitere Möglichkeit mitzumischen. NICE, ein israelisches Unternehmen, das zuvor auf Software für Contact Center vor Ort und auf Sicherheitssoftware spezialisiert war, ging 2017 eine große Wette ein, als es für 870 Millionen USD den damals aufstrebenden CCaaS-Anbieter inContact kaufte. Die Wette zahlte sich für NICE reichlich aus, da das Unternehmen heute einer der herausragenden Akteure bei CCaaS-Software ist. Zudem werden die Cloud-basierten Produkte Ende dieses Jahres voraussichtlich nur knapp unter 50 % des gesamten Umsatzes des Unternehmens ausmachen, gegenüber nur 9 % im Jahr 2016, was zeigt, wie sehr die Akquisition sein Geschäftsmodell verändert hat. Einige der Technologieriesen haben in jüngster Zeit ebenfalls Vorstöße in diese Märkte gewagt. Microsoft steht jetzt beispielsweise im Bereich UCaaS und Teamarbeit mit seinem Produkt Microsoft Teams im Wettbewerb. Außerdem kündigte Microsoft nur wenige Wochen vor dem Verfassen des vorliegenden Artikels die Einführung seines eigenen CPaaS-Angebots unter dem Namen Azure Communications Services an.

Das Verschmelzen dieser drei Bereiche und die zunehmende Anzahl unterschiedlicher Arten von Mitbewerbern, die auf den Markt kommen, sind zwei Trends, die auch in Zukunft anhalten dürften. Dennoch halten wir die wendigeren nativen Cloud-Anbieter, die in ihren jeweiligen Bereichen die Klassenbesten sind, für die vielversprechendsten Herausforderer und weniger die größeren Anbieter mit breiter angelegten, aber qualitativ schwächeren Lösungen.

Aspekte von Umwelt, Sozialem und Governance (ESG)

Verschiedene ESG-Aspekte sollte man bei der Betrachtung von Unternehmen, die Lösungen für die Cloud-Geschäftskommunikation anbieten, unbedingt berücksichtigen. Die relevantesten von Ihnen sind Datenschutz und Sicherheit. Da Kommunikationssysteme in den meisten Unternehmen – von den kleinsten KMUs bis hin zu multinationalen Konzernen – kritische Komponenten sind, ist es unvermeidlich, dass viele der über diese Systeme ausgetauschten Daten und Informationen sensibler oder vertraulicher Art sind. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Lösungen der Anbieter die strengsten Datenschutzstandards einhalten. Wenn Unternehmen dies nicht garantieren, kann das zu schwerwiegenden Rufschädigungen führen und Anwender aus Datenschutzgründen von ihren Produkten abschrecken. Obwohl Zoom sich beispielsweise in jüngster Zeit vieler schmeichelhafter Schlagzeilen erfreuen konnte, musste das Unternehmen im vergangenen Sommer Rückschläge aufgrund von Berichten hinnehmen, dass es abgesehen von seinen relativ suboptimalen Verschlüsselungsstandards auch Kundendaten über chinesische Server geleitet hatte, was Bedenken im Hinblick auf Lauschangriffe der dortigen Regierung schürte. Dies veranlasste zahlreiche Unternehmen und Organisationen dazu, die Nutzung der App von Zoom zu verbieten. Ein weiterer wichtiger Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Struktur der Unternehmensführung von UCaaS-, CCaaS- und CPaaS-Unternehmen. So wenden beispielsweise viele High-Tech-Unternehmen Zwei-Klassen-Abstimmungsverfahren an. Hierdurch soll zum Teil den Gründern ermöglicht werden, die Kontrolle über die langfristige Vision ihrer Unternehmen zu behalten. Derartige Abstimmungsstrukturen schränken jedoch die Möglichkeit institutionelle Anleger ein, ihren Stimmen Gehör zu verschaffen und bei Bedarf Einfluss von außen auszuüben (beispielsweise bei Inkompetenz oder Amtsmissbrauch des Managements).

Auf der anderen Seite hat Cloud-Geschäftskommunikation durchaus eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft insgesamt, da sie die Vernetzung verbessert und ganz allgemein eine bessere Kommunikation fördert. Denn man muss sich nur die derzeitige COVID-19-Pandemie anschauen, um festzustellen, welche bedeutende Rolle Cloud-basierte Kommunikation für das Funktionieren und die Robustheit der Gesellschaft spielen kann, auch unter außergewöhnlichen Umständen. Man kann auch ökologisch argumentieren, da Cloud-basierte SaaS-Lösungen unter ansonsten gleichen Bedingungen weniger CO2-Emissionen verursachen als vor Ort installierte Software. Grund hierfür sind die Hyperscale-Datenzentren in der Cloud, die Hundertausende Unternehmen auf derselben Hardware bedienen und eine erheblich höhere Server-Auslastung erreichen als es bei privaten Server-Konstellationen vor Ort möglich ist. Anders gesagt ist Cloud-Computing insgesamt energieeffizienter. Schließlich führen Cloud-Kommunikationssysteme auch zu einem geringeren Bedarf an physischer Kommunikationshardware wie Bürotelefone, da heute alles direkt in der Computersoftware betrieben werden kann. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Universum der SaaS-Kommunikation mit verschiedenen ESG-bezogenen Risiken und Chancen verbunden ist, sowohl auf Unternehmens- als auch auf Sektorebene.

Ausblick auf die Zukunft für Cloud-Geschäftskommunikation

Der TMT-Markt bietet ständig neue Entwicklungen, über die Anleger nachdenken können. Digitale Geschäftskommunikation ist zweifellos eine davon. Eine Reihe von Unternehmen, die man in diesem Bereich findet, könnten attraktive Kandidaten für Anleger sein, die nach einem Engagement in soliden Wachstumstrends suchen. Doch wenn man in diesem Bereich investiert, ist immer noch Vorsicht geboten. Nach unserer Auffassung sind die Einschätzung der finanziellen Solidität im Einzelfall, das Verständnis der Vielschichtigkeit der Wettbewerbsdynamik und die sorgfältige Prüfung von ESG-Faktoren nur einige der wesentlichen Schritte, die vor dem Treffen langfristiger, auf starken Überzeugungen basierender Anlageentscheidungen erforderlich sind – sei es bei Cloud-Geschäftskommunikation oder in anderen Bereichen.

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